05/03/2016: Samstagabend, weit nach Einbruch der Dunkelheit, kamen wir in Taufkirchen (Vils) an. Wir hatten zu dem Zeitpunkt knappe 800km mit Emma zurückgelegt und waren auf unserer ersten längeren Fahrt mit unserem neuen Gefährt etwa bei Hannover auf folgenden Gedanken gekommen: „Die Sitze haben tatsächlich schon mehr als 180.000km runter…“. Auf Empfehlung der Wirtin des tatsächlich sehr netten „Hotel am Hof“ sind wir dann im Braustübl Taufkirchen eingekehrt. Nach einem wirklich hervorragendem Mal (alles selbstgemacht, selbst die Teigtaschen) und noch besserem Bier, gingen wir frohen Mutes und voller Vorfreude auf den morgigen Tag knacken.
06/06/2016: Sonntagmorgen 0855h, Taufkirchen (Vils), 3 Grad (aber der Nieselregen hatte aufgehört), Werkstatt. Die Werkstatt ist tatsächlich nicht ganz so einfach aufzufinden, da sie im Hinterhof im kleinsten Gewerbegebiet, das uns je untergekommen ist versteckt ist. Als wir allerdings einen anderen Verwirrten mit einem Defender auf einem Schotterweg mitten im Nichts trafen, hatten wir die Werkstatt mit vereinten Kräften und der Ausschau nach weiteren kantigen Automobilen quasi im Nu gefunden. Beim Betreten der Räumlichkeiten fiel der bis aufs Skelett verlegte 110er TD5 auf. Zuerst dachten wir: „Hoppla, na da haben wir uns ja was vorgenommen…“
Nachdem uns erklärt wurde wie man an das heiße Arabische Erfrischungsgetränk mithilfe einer Senseo Maschine herankommt, konnte der Tag (freilich nachdem sich alle einigermaßen wach gelacht hatten) beginnen. Tobi (wohl der Wortführer der verschworenen Abenteuer4x4 Gemeinde) führte zusammen mit Jörg und Nik zusammen durch den Tag.
Als erstes wurde geklärt wer was für ein Modell sein eigen nennet, um zu gucken auf welche Besonderheiten speziell eingegangen werden müssen. Sodann ging es daran alle auf den gleichen Stand zu bringen, was die allgemeine Fahrzeugtechnik anging. Unter Zuhilfenahme eines magnetischen Zeigestocks (ja es gibt auch Stahl an einem Defender) wurden der Reihe nach Fahrgestell, Antrieb, Aufbau und Elektrik fachmännisch erläutert. Außerdem wurde ausgiebig über pro und contra von Höherlegung, An- und Aufbauten, sowie Spurverbreiterungen gefachsimpelt. Lediglich unterbrochen von einigen Pausen, um sich durch Kaffee aufzuwärmen, war dann auch schon Mittagessen angesagt. So kam dann auch Nathalie zu ihrem ersten Leberkäs.
Gut gestärkt machten wir uns dann daran zuerst mal hinten die Feder zu wechseln. Nachdem wir das erste Mal Hand angelegen durften haben wir dann gleich weiter gemacht und erstmal hinten den Radmitnehmer aus- und wieder eingebaut, und dann haben wir uns dran gemacht die Vorderachse auseinander zu bauen. Nachdem wir das Vorderrad runter hatten und dann auch der Mitnehmer ausgebaut warmachten wir uns daran die Bremsscheibe runterzuholen, damit wir dann die Steckachse raus bekamen. Alles wurde dann fachgerecht wieder zusammengebaut. Allerdings ohne Publikumspartizipation, da inzwischen der Motor und seine diversen Besonderheiten, sowie die Getriebeunterschiede erklärt wurden.
Als Tagesabschluss wurden wir dann darüber aufgeklärt was zu tun ist wenn man unterwegs in die Bredouille gerät. Steckt der Karren fest, erstmal nichts tun. Falls das zu schwer fällt, einfach mal daneben zu sitzen und sich der Situation bewusst zu machen, braucht man eine Überlegungshalbe. Also wenn was passiert: Erstmal Bier. Hat man sich sodann der Lage klar gemacht, so braucht man eine Lösungshalbe. Hierbei gilt es sich im Laufe des Genusses einer Gerstenkaltschorle zu überlegen wir man sich aus der verzwickten Situation befreien könnte. Hat man sich vergewissert, dass man an alles gedacht hat, so braucht man dann noch, je nachdem wie komplex die Situation ist, noch eine Entscheidungshalbe. Hat man sich jetzt den Mut zugeführt, so macht man sich daran das Auto zu bergen. Hat man es dann doch entgegen aller Vermutungen und Unkenrufe geschafft sein Auto wieder zu befreien, so darf man sich noch eine Belohnungshalbe gönnen.
Weit über das offizielle Ende hinaus haben wir uns noch quasi unzählige Ratschläge, von Fahrwerk über Auspuff-Konfiguration („Alles raus“) bis hin zur Installation eines passenden Batteriesystems geholt. Anschließend sind wir dann nach einem Besuch beim örtlichen Griechen glücklich und völlig kaputt ins Bett gefallen. Kopf-Arbeit ist eben auch Arbeit.
07/03/2016: Da wir ja auf dem Rückweg nur 10 Stunden Zeit hatten, um die ganze Geschichte auf uns wirken lassen zu können, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der Kurs bei Abenteuer4x4 eine wirklich lohnende Investition war. Es gibt sicherlich auch in Hamburg gute Schrauberkurse aber bei diesem wird einem behutsam aber doch mit beeindruckendem Elan die Angst vor dem Schraubenschlüssel genommen. Es ist beeindruckend zu sehen wie das was man immer hört (Sprich: „Hammer, Gaffer, WD40 und gut“) tatsächlich relativ nahe an der Wahrheit ist. Solange man sich irgendwie merken kann wo man was abgeschraubt hat, kriegt man es auch wieder zusammen. Als Fazit kann man sagen, dass es nicht nur die 1.600km und alle damit verbundenen Strapazen (insbesondere das Salz wieder vom Auto waschen) wert waren, sondern, dass ich diesen Kurs jedem Defender-Fahrer egal wie werkstattloyal ans Herz legen kann.
Und noch eine Sache war uns, als wir wieder zu Hause waren, völlig klar: Neue Sitze sind ein Muss!
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